MESSIE-SYNDROM:
HILFE IM HAUSHALT FÜR DIE BETROFFENEN NICHT NÜTZLICH
Messie-Syndrom: Versunken im eigenen Leben
Ekkehart Eichler
21.04.2016
Quelle: www.gesundheitsberater-berlin.de
Wer faul ist, kann aufräumen, will aber nicht.
Bei Menschen mit Messie-Syndrom ist es andersrum: Sie wollen, können aber nicht.
In Deutschland sind fast zwei Millionen von dem häuslichen Chaos betroffen.
“Vor ein paar Jahren wäre ich im Chaos fast versunken. Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich an meine Hardcore-Phase denke: Geschirrberge, die sich in der Küche türmen. Tüten voller Abfall. Berge leerer Joghurtbecher. Hühnerknochen, die sich auf dem Mülleimer stapeln.”
Heute sieht es bei Heike auf den ersten Blick aus wie bei jedem, der die Dinge ein bisschen schleifen lässt. Ein paar Körbe mit Bügelwäsche, einige Kartons mit Krimskrams, unaufgeräumte Regale.
Und dennoch gehört die 42-Jährige, die so mutig und selbstbewusst über ihre Probleme spricht, zu jenen fast zwei Millionen Menschen in Deutschland, die unter dem Messie- Syndrom leiden.
“Messies” (aus dem Englischen “mess” für Unordnung) können nichts wegwerfen. Sie sammeln, was ihnen in die Hände fällt. Sie stapeln sich zu mit Haufen und Türmen.
Sie produzieren ein Chaos aus Kram und Krempel.
Was aber bringt sie dazu, so zu leben?
Warum werden sie zum Messie?
Und können sie sich jemals wieder befreien?
Systemüberforderung
“Es handelt sich um ein komplexes psychiatrisch relevantes Krankheitsbild”, sagt der Berliner Psychiater Gerd Teschke. Er ist einer der wenigen Experten, die sich mit dem bisher kaum erforschten Phänomen ernsthaft beschäftigen.
Teschke nimmt an, dass es sich um eine Schwäche im exekutiven System des Gehirns handelt. Dieses, dem Management einer Firma vergleichbare Kommandozentrum, befindet sich im präfrontalen Cortex, dem entwicklungsgeschichtlich jüngsten Teil des Gehirns.
Es ist dafür verantwortlich, dass der Mensch Ziele setzen, Urteile fällen, Handlungen planen, Entscheidungen treffen, Informationen verarbeiten und in einen Output verwandeln kann.
Bei Menschen mit Messie-Syndrom sind diese lebenswichtigen Sortier- und Entscheidungsfunktionen gestört. Die Fülle von Eindrücken oder Impulsen führt zu Überforderung.
“Die Menschen der Steinzeit mussten mit ungefähr 35 Gegenständen umgehen”, so Teschke, “wir sind heute mit Abertausenden konfrontiert. Entsprechend höher sind die Anforderungen an das exekutive System.”
Perfektes Chaos
Das innere Chaos hat ein äußeres zur Folge. “Ich kann Reize, die auf mich einströmen, nicht filtern”, sagt Heike. “Für mich ist jeder Reiz gleich stark und gleich wichtig.
Andere können problemlos unterscheiden, was jetzt wichtig ist und was man erst später macht.” So wie die Ex- Fremdsprachensekretärin Heike, die heute in einem Call-Center eine Hotline betreut, sind Messies häufig intelligente und kreative Leute, die – so paradox das klingen mag – an überzogenem Perfektionismus leiden.
Aber: Absolute Ordnung herzustellen sind sie nicht in der Lage. Während faule oder unordentliche Menschen jederzeit aufräumen könnten, häufig aber nur nicht wollen, ist es bei Messies genau umgekehrt: Sie wollen durchaus, können aber partout nicht – an dieser Stelle beginnt die Störung.
Die Psychologin Renate Pastenaci vertritt die These, “dass die Vermüllung als Syndrom die Reaktion auf ein Trauma darstellt.”
Dazu gehören Todesfälle wichtiger Bezugspersonen, Scheidungen, Krankheiten, Arbeitslosigkeit und andere einschneidende Ereignisse. Betroffene versuchen, verloren gegangene Beziehungen zu kompensieren, indem sie sich ausschließlich auf das Sammeln von Gegenständen fixieren, ein symbolischer Ersatz für den erlittenen Verlust.
Das kann zur völligen Vermüllung der Wohnung führen und in tiefe gesellschaftliche Isolation, zum Verlust des Arbeitsplatzes – wie bei Heike – und zu erheblichen Problemen mit Behörden, weil wichtige Papiere nicht mehr gefunden oder abgeschickt werden. Im Extremfall können psychische Belastung und schwere Depressionen zum Selbstmord führen.
Blockiertes Selbstbewußtsein
Wie tief Heike immer noch im Käfig steckt, symbolisiert unfreiwillig ihr Schlafzimmer.
Der kleine Raum wird fast vollständig von einem Hochbett eingenommen, unter dem sie einen Arbeitsplatz eingerichtet hat. Die Kleiderschränke lassen kaum Durchgang zum Fenster, in der Ecke stapelt sich Wäsche.
Der Raum unter dem Bett ist vollgestopft mit Sessel, Anrichte, Büroschrank, Nähmaschine, Nähkasten, Klamotten. In einer großen Plastikbox türmen sich Papiere, die seit mindestens fünf Jahren nicht sortiert worden sind, “obwohl darin ganz wichtige Sachen stecken”, wie Heike vermutet.
Übrig ist nur eben so viel Raum, wie der Drehsessel vor dem Rechner erfordert – ein winziges Cockpit, das in jedem Raumschiff komfortabler ausfallen dürfte. Hier bunkert Heike sich ein, dies ist der Zufluchtsort einer gepeinigten Kreatur, wenn sie mit Gleichgesinnten und Gleichbetroffenen chattet.
Es gibt kaum fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, wie man sich aus den Zwängen dieses Daseins befreien kann.
So viel aber ist sicher: Der Kampf gegen das Messie-Syndrom ist langwierig und schwierig. Und: Man muss das Übel an der Wurzel packen. Die Ursachen sind aber so vielfältig wie die Persönlichkeiten. Sind es Grundängste, Sozialängste oder Versagensängste?
Blockaden unbewusster Routinen? Entwicklungsstörungen, Bindungsstörungen, Zwangsstörungen oder die Nichtübereinstimmung von Selbstbild und Selbst? Ist eine Verantwortungsabwehr die Ursache? Oder gar Krankheiten wie das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADS?
Alltägliche Überwindungen
Für Gerd Teschke ist die Sache klar: Vor der eigentlichen Therapie müssen diese Störungen behandelt werden.
Und es reicht nicht aus, zu sagen: “Räum auf! Schmeiß den Müll weg!” Das sind nur Symptome. Grundprinzip ist die behutsame Zurückführung der Betroffenen in ein normales Leben, in dem sie wieder alltägliche Dinge verrichten können.
So gut wie alles hat Heike schon probiert: Psychotherapie, Selbsthilfegruppen, Medikamente, Zeit-Management, Stress, Reduzierung, Hilfesuche in Internet-Foren, sogar Auftritte vor TV Kameras.
Den Fernseher hat sie abgeschafft, weil die tägliche Dosis Ablenkung lähmendes Gift für sie war. Ihr grösster Glücksfall: Vor vier Jahren fand sie einen Mann, der behutsam mit ihr und ihrem Problem umgeht. Und dennoch bleibt es täglich ein harter Kampf gegen sich selbst.
Nach vielen Jahren hat sie das Schlimmste überwunden, doch aufhören wird die Therapie für sie nie: “Im Moment ist gerade wieder so eine Zeit, wo ich denke: Hoffentlich kriege ich alles in den Griff.
Denn es breitet sich aus wie ein Krebsgeschwür.
Wenn ich nicht extrem ordentlich bin und sofort alles wegräume, breitet es sich sofort aus, es kommt noch etwas dazu, und dann ist der Punkt erreicht, wo ich denke: Um Gottes willen, jetzt muss ich aufräumen.
Und dann kommt wieder der Teufelskreis, dass ich mich nicht rantraue und mich nicht überwinden kann.”
Weitere Information und Beratung finden Sie unter:
Dr. Renate Pastenaci Ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Reifträgerweg 9 Telefon 791 15 85
Dr. Gerd Teschke Facharzt für Neurologie-Psychotherapie Senftenberger Ring 3A
Telefon 415 70 14
Sozialpsychiatrische Dienste der Stadtbezirke,
Adressen und Telefonnummern im Internet
www.psychiatriewegweiser.info
Anonyme Messies e.V. Telefon 46 49 94 09
www.anonyme-messies-berlin.de
Messie Selbsthilfe
www.messie-selbsthilfe.de
Messie-Syndrom:
Begleiterscheinung unterschiedlicher psychischer Störungsbilder
Quelle: www.psychiater-im-netz.org
22.07.2020
Menschen, deren Leben durch das übermäßige Anhäufen von Dingen in ihren Wohnräumen mitbestimmt wird, werden auch als „Messies“ bezeichnet.
Das Messie-Verhalten kann eigenständig auftreten aber auch Begleitumstand unterschiedlicher psychiatrischer Krankheitsbilder sein.
Neben psychotischen Erkrankungen können Zwangsstörung, Suchterkrankungen, Depressionen, Demenzerkrankungen sowie Aufmerksamkeits-Defizit-Störungen ein Messie-Syndrom als Begleitsymptom haben.
„Angehörige und das Umfeld sollten Messies nicht als faul oder unmotiviert einschätzen und sich auch nicht von ihnen distanzieren.
Im Gegenteil, die Betroffenen brauchen Hilfe in Form von professioneller Unterstützung“ betont Dr. Sabine Köhler vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Verbandssitz in Krefeld.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Messies häufig an Schizophrenie oder Psychosen leiden. Betroffene haben eine veränderte Informationswahrnehmung und Informationsverarbeitung.
Sie sind mitunter von Wahnvorstellungen und damit einhergehenden Ängsten vereinnahmt und nutzen ihre überfrachtete Wohnung nicht selten dazu, um sich gegen die Umwelt und andere Menschen abzuschotten.
„Auch Veränderungen der Persönlichkeit können Teil des Krankheitsbildes sein und Betroffene dazu veranlassen, Dinge zu horten und an diesen festzuhalten.
Das Anhäufen von Gegenständen und Dingen entlastet von seelischen Problemen und ist mit Gefühlen von Sicherheit verbunden“, ergänzt die Psychiaterin.
Bei Zwangserkrankungen haben Betroffene Schwierigkeiten damit, sich von Gegenständen zu lösen, die emotional besetzt sind.
„Die Trennung von den Dingen wird als Verlust eines Teils der eigenen Identität erlebt und ist oft mit Angst besetzt“, schildert die Psychiaterin aus Jena. Zwanghafte Messies gehen oft sehr strukturiert und ordentlich beim Horten von Gegenständen vor, wobei die Dinge oft keinen objektiven Wert haben.
Ist das Messie-Verhalten Anteil einer Suchterkrankung, ist das Sammeln hingegen unstrukturiert und chaotisch und spiegelt ein Stück weit den Kontrollverlust wider, der bei Suchterkrankungen typischerweise auftritt.
Sind depressive, einsame Menschen vom Messie-Syndrom betroffen, wird das Verhalten oft als Ausgleich zur eigenen Gefühlsarmut und dem Mangel an sozialer Nähe eingesetzt.
„Dabei treten materiell greifbare Objekte an die Stelle des sozialen Miteinanders. Auch steigert das Zusammentragen von Dingen kurzfristig das Selbstwertgefühl, das bei depressiven Menschen krankheitsbedingt vermindert ist“, ergänzt Dr. Köhler.
Bei dementen Patienten steckt oft das unterschwellige Bedürfnis nach Festhalten und Sicherheit hinter dem Messie-Verhalten.
„Demenzkranke versuchen durch das Horten von Gegenständen sich ein Stück weit ihre Welt zu erhalten, um den krankheitsbedingten Verlust der eigenen Welt und Geschichte zu kompensieren“, so die Psychiaterin.
Eine Verwahrlosung im Alter kann jedoch auch Ausdruck altersbedingter Einschränkungen sein und der damit einhergehenden Unfähigkeit, einen gepflegten Lebensalltag aufrecht erhalten zu können.
Um ein Messie-Syndrom zu überwinden oder besser damit umgehen zu können, ist es erforderlich, die genauen Ursachen zu klären, um Betroffenen eine Verhaltensänderung zu ermöglichen.
Insbesondere, wenn Depressionen, Sucht, Zwang oder eine psychotische Erkrankung vorliegen, sollte unbedingt eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung bei einem Facharzt mit einfühlsamer Unterstützung wahrgenommen werden.
In Deutschland gibt es geschätzt zweieinhalb Millionen Menschen, die vom Messie-Syndrom betroffen sind. Es tritt in allen Bevölkerungsgruppen auf.
(äin-red)
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Die grosse Liebe zu Dingen
Vor 20 Jahren flimmerten Bilder über deutsche Privatsender aus total vermüllten Wohnungen. Ihre Bewohnenden wurden fälschlich als Messies bezeichnet. Heute sind wir mindestens um kleine Welten weiter.
Johannes von Arx
Das «echte» Messie-Syndrom wurde in den vergangenen Jahren erforscht – und wird es noch immer: In über zwei Dutzend Büchern wissenschaftlich, literarisch und in Form von Ratgebern wird das Syndrom vertieft behandelt. In den Medien kamen Betroffene zu Wort, Fachpersonen erklärten, dass das Horten von Gegenständen aller Art – nicht selten ganze Wohnungen füllend – reale Gründe, psychische Fehlentwicklungen zur Ursache hat. Und dass das mehr oder minder auch dazu gehörende Chaos nichts mit Faulheit zum Aufräumen zu tun hat.
Psychologinnen wie Psychiater bieten Therapien an, Institutionen praktische Hilfen. Eine dieser Anlaufstellen ist LessMess, ein seit 2005 existierendes Netzwerk für Messies, Angehörige und Fachpersonen. Der Verein informiert und steht Ratsuchenden zur Seite. Die Vorgeschichte des Netzwerks beginnt 2001.
Damals hat Heinz Lippuner von der Selbsthilfe Zürich (damals Offene Tür) die erste Selbsthilfegruppe für Messies gegründet. Darüber berichtete auch «Quer», die damalige freitagabendliche Sendung zu sozialen Fragen vom Schweizer Fernsehen (siehe Box unten). Die Reaktionen waren gewaltig: Weitere grosse Medien nahmen das noch völlig neue Thema auf. In der Folge entstanden zahlreiche weitere Selbsthilfegruppen. 20 Jahre «Messiebewegung» in der Schweiz waren denn auch der Anlass, wieder einmal eine Tagung aufzugleisen. Zum zweiten Mal suchte LessMess die Kooperation mit der Schweizerischen Gesellschaft für Zwangsstörungen SGZ.
Die sagte ohne Federlesen zu, und so ging vor Kurzem die Tagung über die Bühne. Die «Bühne» lag coronabedingt sozusagen in der «Wolke», die Vorträge kamen also über die Monitore. In die seelischen Tiefen blicken Eine Gemeinsamkeit zwischen Zwangsstörungen wie Kontroll-, Waschzwang oder Zwangsgedanken und Messieverhalten ist denn auch die Zwanghaftigkeit des Sammelns.
Unter diesem Aspekt steht das kürzlich erschienene Fachbuch von Nassim Agdari-Moghadam «Pathologisches Horten – Praxisleitfaden zur interdisziplinären Behandlung des MessieSyndroms». Die Wiener Psychoanalytikerin war denn auch eine der Referierenden an der Tagung. Mit Worten wie «Symptome oder Beschwerden zeigen auf – das Dahinterliegende will verstanden werden… Es geht nicht um Schuld und Beschuldigungen», entlastet sie Betroffene von der Scham. Und zwischen diesen und ihren Angehörigen räumt die Referentin unnötige zwischenmenschliche Hemmnisse aus dem Weg.
Auf einen wichtigen Aspekt bei Zwangspatienten wies Susanne Walitza, Professorin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, hin: «Je schneller die Erkennung und Behandlung, desto besser der Erfolg.» In abgewandelter Form gilt das auch für Messies. Zu viele von ihnen schämen sich noch immer, zögern, weswegen ihnen alles über den Kopf wächst. LessMess ruft ihnen zu: Überwindet eure Hemmungen, reagiert, meldet euch, holt Hilfe – wo und wie immer auch! Und wichtig zu wissen der Unterschied zum Vermüllungs-Syndrom: Menschen, die in einer zugemüllten Wohnung leben, kümmern sich um fast nichts mehr, sind meistens schwer suchtkrank, schizophren, dement.
Messies dagegen haben noch 1001 Ideen, was sie alles mit ihren Dingen anfangen könnten. Ebenso viele verzweifelte Versuche mit Ordnungssystemen scheitern immer wieder. Die unheilvolle Lust auf Brocki Das Messie-Syndrom ist viel weiter verbreitet als gedacht, mehrere Studien weisen einen Prozentsatz von bis zu fünf Prozent an Betroffenen aus. Das bedeutet, dass auch in der Region Schaffhausen zahlreiche Messies leben.
Eine von ihnen ist Thea, wie wir sie hier nennen, die gleich verrät, dass auch einer ihrer Brüder der Sammelleidenschaft erliegt. Sehr belastend aber war einer ihrer Lehrer: «Er war ein brutaler Militärmensch, schlug Buben, sodass ich die Sommerlager schlimm erlebte. Ich litt unter Jugenddepression, unternahm mehr als einen Suizidversuch.»
Als sie mit 20 wieder einmal bei der Jugendbehörde war, hätten zwei dicke Bundesordner auf dem Pult gelegen. Gab es einen Auslöser fürs Horten? «Mit elf hatte ich sehr starke Perioden, und unter dem grossen psychischen Druck habe ich mein ganzes Taschengeld für Tampons ausgegeben.» Zu den Geburtstagen erhielt sie immer wieder Puppen geschenkt, später kamen wahllos weitere Sachen dazu. Die 56-Jährige wohnte lange zu Hause, wo ihr schliesslich drei Zimmer zur Verfügung standen, um die gesammelten Haushaltsgegenstände, Musikkassetten, Bilder und so weiter einzulagern.
Auf den Vorwurf des Bruders, es stinke, «habe ich mich herausgeschwätzt», blickt Thea zurück. Ein Lichtblick dagegen war ihr Vater, zu dem sie eine gute Beziehung hatte und ihn gemeinsam mit weiteren Angehörigen bis zum Lebensende pflegte. Es begibt sich, dass eines Tags die Anfrage von einem Brockenhaus in Schaffhausen hereinkommt, ob sie auch mal hinter dem Ladentisch wirken könne. Klar.
So verkauft sie drei Sommer lang alles Mögliche. Dann weicht der Laden einer Überbauung, so gibt es wieder einmal Zuwachs aus der Liquidationsmasse in ihre mittlerweile eigene Wohnung. Die dann für eine Weile selbst zum Brocki mutiert. Einen Beruf hat die Frau, deren treuer Begleiter ein Hund ist, nie erlernt, war mal in den Jugendjahren Pferdepflegerin, arbeitete dann in der Maschinenindustrie, und als diese in die Krise kam, machte sie sich selbständig zur Putzkraft in einem Bürohochhaus.
Zur Familiengründung kam es nie. Beziehungen gingen wiederholt in die Brüche. Erfüllung gaben ihr Porzellanmalen und Parfüms-Zusammenmixen. Im Unterschied zu vielen anderen Messies, die ihre Problematik verdrängen, sich an die Vorstellung klammern, sobald sie dann wieder etwas mehr Energie hätten, zu räumen, verfügt Thea über eine klare Einsicht, dass ihr die Dinge letztendlich nur eine scheinbare Sicherheit geben, dass das Loslassen ihr buchstäblich seelische Schmerzen bereiten. Deshalb hat sie sich auch mehreren Therapien unterzogen. Diese seien aber nie sehr in die Tiefe gegangen. «Dafür kam mein Therapeut einmal vorbei, und wir haben sozusagen als Initialzündung den Kühlschrank ausgeräumt und gereinigt.»
Heute steht ihr jemand von der psychiatrischen Spitex zur Seite. Gemeinsam sortieren sie Schritt um Schritt, «aber mit dem Entsorgen tue ich mich noch immer schwer». Eben jetzt hätte sie die Aufgabe bekommen, den Küchentisch freizuräumen. Doch mit dem Sammeln hat es noch kein Ende: «Eben habe ich bei Ricardo ein Gummiboot erstanden, und weil es obligatorisch ist, muss ich nun auch noch die Rettungsweste kaufen.»
Was Thea zu denken gibt, ist eine Bemerkung ihres Bruders: «Es gilt herauszufinden, was für dich eine echte Bedeutung hat.» Bis das richtig wirkt zum Loslassenkönnen dürfte es noch eine Weile dauern: «Das muss noch wachsen in mir.»
Interesse an vielem, die eine Zeitung ist noch nicht fertig gelesen, kommt schon die nächste. Und die alte will doch noch gelesen werden. BILD ZVG
Unser Autor über sich selbst
Isoliert in meiner eigenen Welt aufgewachsen, begann ich mit Radiobasteln, sammelte alles verfügbare Material. Im Lauf der Jahrzehnte kam viel Weiteres dazu, speziell – auch berufsbedingt – Dokumente, Papier. Als ich vor bald vier Jahren aus Zürich nach Etzwilen umzog, bildeten die aufgestapelten Bündel eine währschafte Mauer.
Insgesamt – gewogen – eine Tonne, ganz zu schweigen von Unmengen an Gestellen, Elektrogeräten und so weiter. Mit dem Sammeln habe ich längst aufgehört, Ordnung zu halten bleibt mein Problem.
Den Entscheid, mich im «Quer» vor 20 Jahren zu outen, habe ich mir nicht leicht gemacht, aber er fiel auch im Wissen, dass in einem derart sensiblen Thema jemand diesen ersten Schritt tun muss, der Erfahrung im Umgang mit Medien hat.
In der Folge engagierte ich mich, fand einen Partner, der die erste schweizerische Messie-Webseite aufbauen half, suchte Menschen – explizit auch Nichtbetroffene –, welche gemeinsam LessMess gründeten. Und ich schreibe auch mit 77 weiterhin mit Leidenschaft. (jva)
MESSIE-SYNDROM
Der Sammler
Die Geschichte eines Messies
Als Kind war er einsam und es fehlte ihm am Nötigsten. Der Nährboden für sein überbordendes Horten und seine Desorganisation.
JOHANNES VON ARX
Es ist die erste ganz klare Erinnerung: Der knapp Dreijährige steht in der Veranda eines Zweifamilienhauses am Rande des Uhrenmacherdorfs. Da stellt sich seine um vier Jahre ältere Schwester vor ihn und verkündet stolz: «Morgen gehe ich zur Schule.» Blitzartig fährt es dem Bengel durch den Kopf: «Jetzt bin ich ganz allein.» Ein unauslöschliches Schlüsselerlebnis. Vielleicht zehn Jahre später hat der Bub einen Traum – ebenfalls über Jahrzehnte im Gedächtnis fest verankert: Auf seinen Tisch, auf dem er aus den Elementen des Stokys-Metallbaukastens immer wieder neue Kräne, Fahrzeuge, Maschinen aufbaut, regnet es unvermittelt Zahnrädchen wie von Geisterhand à discrétion herunter.
Johannes, so heisst der Bub, ist überglücklich, denn so wird seine tiefe, unausgesprochene Sehnsucht gestillt, mehr Material zum Basteln zu haben als im sehr begrenzten Sortiment seines Baukastens vorhanden – wenigstens im Traum. Nochmals ein paar Jahre später erhält Johannes, der Schreibende also, von seinem Götti das «Elektrotechnische Experimentierbuch», einer der raren Impulse aus seinem Umfeld, der hilft, das Vakuum des Wissens etwas aufzufüllen. Dank diesem Buch eignet er sich autodidaktisch die Grundlagen der Elektro- und Radiotechnik an.
Er ergattert beim Radiohändler alte Apparate, nimmt sie auseinander, lötet Widerstände, Kondensatoren, selbst gewickelte Spulen, Dioden, Röhren oder Lautsprecher neu zusammen, bis nach unzähligen Versuchen aus dem monotonen Rauschen endlich die ersten Musikfetzen durchdringen. Eine überwältigende Erfahrung. Wenigstens jetzt, mit 16, findet er Schulkollegen, welche seine Leidenschaft teilen. Daraus erwächst seine lebenslang anhaltende Faszination fürs Radio.
Urvertrauen fehlte
Drei Stationen in einer Biografie, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Sie tun es aber doch: Das tiefe Gefühl der Einsamkeit stellt sich ein, weil Johannes auf Grund einer verzwackten Familiensituation auf Zuwendung, Körperkontakt und die Vermittlung eines Sicherheitsgefühls verzichten muss, also auf all das, was für die Bildung eines gesunden Selbstvertrauens, von Selbstsicherheit, zum Ja- und zum Nein-sagen-Können absolut unerlässlich ist.
Fehlt dieses Urvertrauen und – damit sind wir schon bei den Stokys-Zahnrädern – kommt ein Mangel an Gütern dazu, wie er in der Nachkriegszeit nicht selten war, muss die Ersatzbefriedigung im Traum gefunden werden. Und den Gegenständen wird ein Wert und Nutzen weit über dem realen beigemessen.
Johannes entwickelt einen überbordenden Hang zum Sammeln.
Er hütet Verwertbares wie seinen Augapfel.
Fehlt noch die dritte Station, die Faszination fürs Radio. Da konzentriert sich ein Junge in familiär verordneter, nahezu totaler Isolation ganz auf das Einzige, was für ihn das Leben lebenswert macht: Radiobasteln.
Er hortet alles, was ihm irgendwann oder irgendwie dienen könnte, er hütet alles Verwertbare wie seinen Augapfel.
Das zwanghafte Festhalten an Gegenständen geht nahtlos ins Erwachsenenalter über.
Innerliche Zerrissenheit
Jede und jeder Messie hat ihre beziehungsweise seine eigene Geschichte. Aber ich bin mir sicher, dass sie alle schwierige und traumatische Entwicklungsgeschichten im Kleinkindesalter hinter sich haben – nicht selten auch sexuellen Missbrauch.
Oder sie wurden als Erwachsene mit einem Todesfall, einer Trennung oder mit einer Kündigung nicht fertig. Horten – das ist bloss eine der Ingredienzien des Messie-Syndroms. Mindestens so gravierend ist die Desorganisation.
Wären all die gesammelten Dinge auch nur halbwegs geordnet, platzsparend gestapelt, dann wäre alles halb so schlimm. Unvergesslich für mich die Aussage einer Berufskollegin: «Es braucht einen Tisch, einen Bleistift und einen Schreibblock – und damit richte ich ein Chaos an!» Auch bei mir ist heute das grösste Problem die Desorganisation. Diese wiederum ist bei fast allen Messies verknüpft mit Erledigungsblockaden, ADHS, Erstarrung, Aspergersyndrom,
Depressionen und Perfektionismus.
Wenn ich Reisen organisiere, wie etwa die im Jahr 1999 für mehr als hundert Leute zur Sonnenfinsternis nach Deutschland, liegt der Perfektionsgrad stets nur einen Hauch unter der 100-Prozent-Grenze.
Das ist nicht untypisch für Messies: In der Öffentlichkeit üben sie oft anspruchsvolle Berufe aus, im privaten Bereich aber versagen sie bei den elementarsten Aufgaben. Das ist ein gewaltiges Spannungsfeld, das viele Messies innerlich zerreisst: Sie sehnen sich nach einem für sie selbst stimmigen Ordnungssystem, strengen sich an, hoffen, machen Vorsätze – und scheitern fast immer kläglich.
Nach dem deutschen Psychoanalytiker Rainer Rehberger ist das Messie-Syndrom letztlich eine Bewältigungsstrategie, ja gar Überlebensstrategie, um mit grossen, lange andauernden Notsituationen im frühen Kindesalter umzugehen. Damit sind wir bei der Frage aller Messie-Fragen angekommen: Was tun, wie helfen? Niederschwellig sind Selbsthilfegruppen, welche einen geschützten Rahmen bieten, um ohne Scham das Herz auszuschütten. Coaching kann helfen, administrativen Defiziten wie vernachlässigten Briefkästen oder amtlichen Pflichten nachzukommen und die Wohnverhältnisse zu sanieren.
Doch weil das Messie-Syndrom auf tiefgreifende Entwicklungsstörungen zurückgeht, kann letztlich nur Psychotherapie nachhaltig wirken. Das Syndrom darf aber nicht bloss vom Problematischen her betrachtet werden: Was ist dagegen einzuwenden, wenn ich Verpackungsmaterial aufbewahre, um es beim nächsten Einkauf zu brauchen, wenn ich Batterien wiederauflade, um die Umwelt zu schonen? Natürlich nichts, solange man es massvoll betreibt.
Welche Bilanz ziehe ich persönlich über meine mehr als 20-jährige «Therapiekarriere»? Psychisch geht es mir sehr viel besser als zuvor: Ich konnte meine erste tragfähige Beziehung aufbauen, bin beruflich «hyperaktiv» und erfolgreich, engagiere mich gesellschaftlich mit beachtenswerten Resultaten. Meine Probleme sind heute als 71-Jähriger die Unmengen an Papier, Zeitungen, Literatur, Dokumentationen und, eben, die Desorganisation. Aber bezüglich Sammeln habe ich mich längst selbst therapiert: Es kommt nichts mehr herein, das ich nicht realistischerweise innerhalb eines Jahres wirklich brauchen kann und welches das bestehende Chaos bloss vergrössern würde. Das ist die mir selbst verordnete Doktrin, an die ich mich strikt halte.
DER AUTOR
Johannes von Arx arbeitet als freier Fachjournalist in den Bereichen Bahntechnik und Musik. Die erworbenen Berufe Chemielaborant, Elektroingenieur und Masseur hat er nicht oder nur kurz ausgeübt. Auch Kurse in Kunst- und Psychotherapie brach er ab. Von Arx ist Vorstandsmitglied des Verbands LessMess, den er initiiert hat.
KONTAKT
johannesva@sunrise.ch www.lessmess.ch
Wenn Gegenstände soziale Kontrolle ersetzen
Messie-Syndrom
25.08.20 (ams).
Zu faul zum Aufräumen? Nein, beim Messie-Syndrom handelt es sich um die Auswirkungen einer psychischen Störung, die Fachleute auch zwanghaftes Horten nennen.
Aber nicht jeder, der unordentlich ist, ist ein "Messie".
Ab wann ist Unordnung in der Wohnung nicht mehr normal?
Warum sind die angehäuften Sachen so wichtig für die Betroffenen? Und was kann helfen?
Das erklärt Birgit Lesch, Diplom-Psychologin von der AOK.
Gelesene Zeitungen, Bücher, alte Kalender, Bastelsachen, Schuhe, Kleidung, Kisten mit Fotos - in den Zimmern sogenannter Messies (von engl. "mess" = Durcheinander, Unordnung) türmen sich die verschiedensten Dinge. Manche Wohnungen sind so vollgestellt, dass sich die Betroffenen nur noch in schmalen Durchgängen darin bewegen können. "Messies sind nicht zu faul, um aufzuräumen", betont Psychologin Lesch. "Sondern aus tieferliegenden psychischen Gründen fällt es ihnen extrem schwer, sich von Gegenständen zu trennen." Die sie umgebenden Dinge haben einen hohen emotionalen Wert für die Betroffenen: Sie geben Halt und Geborgenheit und das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben zu behalten.
Deshalb ist es auch wenig hilfreich, wenn andere die Wohnung aufräumen oder säubern. "Das kann panische Ängste auslösen", so die Psychologin weiter. "Für manche fühlt es sich so an, als würde ihr Leben weggeworfen."
Es kann jeden treffenDas Messie-Syndrom ist gar nicht so selten: Schätzungsweise jeder 20. Mensch in Deutschland ist davon betroffen. Die Störung kommt zudem in allen sozialen Schichten vor: Nicht nur der Sozialleistungsempfänger, auch die Konzernchefin kann betroffen sein. Nur eine Minderheit lebt – entgegen einem gängigen Vorurteil - zwischen Essensresten, Schmutz und Müll. Meistens sieht man Messies nicht an, welches Chaos bei ihnen zu Hause herrscht.
Nach außen hin können sie gut funktionieren und im Beruf erfolgreich sein. Paradoxerweise haben sie einen Hang zum Perfektionismus, der sie allerdings regelrecht erdrückt, wenn es um die Ordnung in den eigenen vier Wänden geht.
Welche Menschen vom Messie-Syndrom betroffen sein können
Was Betroffenen helfen kann
Gewisse Unordnung ist normalEine gewisse Unordnung ist normal, kann sogar lebendig machen und Kreativität fördern. Und Objekte zu sammeln, gehört zu den menschlichen Bedürfnissen. Ab wann also beginnt die Unordnung krankhaft zu werden? "Der Übergang ist fließend", sagt die Psychologin und führt ein Beispiel an:
Ein Liebhaber von Technik sammelt Motoren und Maschinen, bringt alle möglichen Geräte von seinen Weltreisen mit. "Wenn die Sammelleidenschaft dahin führt, dass sich der Betroffene des Durcheinanders schämt und niemanden mehr zu sich nach Hause einlädt, dann ist die Grenze überschritten."
Wann ist man ein Messie?
Im amerikanischen Klassifikationssystem der Erkrankungen gibt es inzwischen auch eine eigenständige Diagnose unter dem Begriff "Pathologisches Horten" - wenn auch Überlappungen beispielsweise mit einer Depression, Sucht- oder Zwangserkrankung oder auch einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nicht selten sind. Ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen beziehungsweise -therapeuten prüfen in der Regel, ob die Symptome mit einer anderen psychischen Erkrankung erklärt werden können oder nicht.
Doch erforscht ist das Krankheitsbild noch wenig. Offensichtlich spiegelt das äußere Chaos das innere Chaos wider. "Das Ansammeln von Gegenständen ist als Versuch zu werten, unerträgliche Gefühle zu unterdrücken", erklärt AOK-Expertin Lesch. "Ungelöste innere Konflikte sollen durch das unkontrollierte Sammeln bewältigt werden." Häufig haben die Betroffenen schon in der Kindheit einschneidende Trennungen erlebt.
"Mit dem Wegwerfen der Gegenstände kommen tiefe Verlustgefühle wieder hoch", erklärt die Psychologin. Viele Betroffene haben Probleme mit ihrem Selbstwert, sie fühlen sich wertlos. Zudem fällt auf, dass sich die Betroffenen häufig nur schwer konzentrieren können - beispielsweise aufs Aufräumen - und eine große Angst vor falschen Entscheidungen haben.
Verschüttete Gefühle und Konflikte bearbeiten
Eine Psychotherapie kann einerseits pragmatische und einfühlsame Hilfe dabei geben, wie die Betroffenen das Chaos lichten können. Andererseits können "Messies" und "Horter" mit psychotherapeutischer Unterstützung tieferliegende Ursachen angehen. Möglicherweise kann auch ein/e Soziotherapeut/in oder eine psychiatrische Pflegekraft zu Hause Unterstützung bieten.
Die Betroffenen lernen, besser zu entscheiden, was weg kann und was nicht. Ist erst einmal eine Kiste aussortiert, kann diese positive Erfahrung dazu ermuntern, weiterzumachen. Oft schwächen sich die unangenehmen Gefühle beim Wegwerfen mit zunehmender Übung ab.
Die Betroffenen können zudem trainieren, ihre Aufmerksamkeit zu steigern, die fürs Ordnen und Sortieren notwendig ist. Wichtig ist es auch, sich selbstschädigende Gedanken - wie etwa: "Ich bin nichts wert.", "Ich muss perfekt sein." - bewusst zu machen. Auch verschüttete Gefühle und Konflikte können bearbeitet werden.
Eine Selbsthilfegruppe macht es möglich, die Probleme mit anderen Betroffenen zu besprechen. Letztlich können sie die Erfahrung machen, dass sie mehr sind als ein "Messie" - nämlich ein vielseitiger Mensch mit vielen positiven und negativen Seiten.
Weitere Informationen:
Psychotherapie-Informationsdienst (PID)
Unterstützung und Selbsthilfegruppen:
HILFE IM HAUSHALT FÜR DIE BETROFFENEN NICHT NÜTZLICH
Messie-Syndrom: Versunken im eigenen Leben
Ekkehart Eichler
21.04.2016
Quelle: www.gesundheitsberater-berlin.de
Wer faul ist, kann aufräumen, will aber nicht.
Bei Menschen mit Messie-Syndrom ist es andersrum: Sie wollen, können aber nicht.
In Deutschland sind fast zwei Millionen von dem häuslichen Chaos betroffen.
“Vor ein paar Jahren wäre ich im Chaos fast versunken. Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich an meine Hardcore-Phase denke: Geschirrberge, die sich in der Küche türmen. Tüten voller Abfall. Berge leerer Joghurtbecher. Hühnerknochen, die sich auf dem Mülleimer stapeln.”
Heute sieht es bei Heike auf den ersten Blick aus wie bei jedem, der die Dinge ein bisschen schleifen lässt. Ein paar Körbe mit Bügelwäsche, einige Kartons mit Krimskrams, unaufgeräumte Regale.
Und dennoch gehört die 42-Jährige, die so mutig und selbstbewusst über ihre Probleme spricht, zu jenen fast zwei Millionen Menschen in Deutschland, die unter dem Messie- Syndrom leiden.
“Messies” (aus dem Englischen “mess” für Unordnung) können nichts wegwerfen. Sie sammeln, was ihnen in die Hände fällt. Sie stapeln sich zu mit Haufen und Türmen.
Sie produzieren ein Chaos aus Kram und Krempel.
Was aber bringt sie dazu, so zu leben?
Warum werden sie zum Messie?
Und können sie sich jemals wieder befreien?
Systemüberforderung
“Es handelt sich um ein komplexes psychiatrisch relevantes Krankheitsbild”, sagt der Berliner Psychiater Gerd Teschke. Er ist einer der wenigen Experten, die sich mit dem bisher kaum erforschten Phänomen ernsthaft beschäftigen.
Teschke nimmt an, dass es sich um eine Schwäche im exekutiven System des Gehirns handelt. Dieses, dem Management einer Firma vergleichbare Kommandozentrum, befindet sich im präfrontalen Cortex, dem entwicklungsgeschichtlich jüngsten Teil des Gehirns.
Es ist dafür verantwortlich, dass der Mensch Ziele setzen, Urteile fällen, Handlungen planen, Entscheidungen treffen, Informationen verarbeiten und in einen Output verwandeln kann.
Bei Menschen mit Messie-Syndrom sind diese lebenswichtigen Sortier- und Entscheidungsfunktionen gestört. Die Fülle von Eindrücken oder Impulsen führt zu Überforderung.
“Die Menschen der Steinzeit mussten mit ungefähr 35 Gegenständen umgehen”, so Teschke, “wir sind heute mit Abertausenden konfrontiert. Entsprechend höher sind die Anforderungen an das exekutive System.”
Perfektes Chaos
Das innere Chaos hat ein äußeres zur Folge. “Ich kann Reize, die auf mich einströmen, nicht filtern”, sagt Heike. “Für mich ist jeder Reiz gleich stark und gleich wichtig.
Andere können problemlos unterscheiden, was jetzt wichtig ist und was man erst später macht.” So wie die Ex- Fremdsprachensekretärin Heike, die heute in einem Call-Center eine Hotline betreut, sind Messies häufig intelligente und kreative Leute, die – so paradox das klingen mag – an überzogenem Perfektionismus leiden.
Aber: Absolute Ordnung herzustellen sind sie nicht in der Lage. Während faule oder unordentliche Menschen jederzeit aufräumen könnten, häufig aber nur nicht wollen, ist es bei Messies genau umgekehrt: Sie wollen durchaus, können aber partout nicht – an dieser Stelle beginnt die Störung.
Die Psychologin Renate Pastenaci vertritt die These, “dass die Vermüllung als Syndrom die Reaktion auf ein Trauma darstellt.”
Dazu gehören Todesfälle wichtiger Bezugspersonen, Scheidungen, Krankheiten, Arbeitslosigkeit und andere einschneidende Ereignisse. Betroffene versuchen, verloren gegangene Beziehungen zu kompensieren, indem sie sich ausschließlich auf das Sammeln von Gegenständen fixieren, ein symbolischer Ersatz für den erlittenen Verlust.
Das kann zur völligen Vermüllung der Wohnung führen und in tiefe gesellschaftliche Isolation, zum Verlust des Arbeitsplatzes – wie bei Heike – und zu erheblichen Problemen mit Behörden, weil wichtige Papiere nicht mehr gefunden oder abgeschickt werden. Im Extremfall können psychische Belastung und schwere Depressionen zum Selbstmord führen.
Blockiertes Selbstbewußtsein
Wie tief Heike immer noch im Käfig steckt, symbolisiert unfreiwillig ihr Schlafzimmer.
Der kleine Raum wird fast vollständig von einem Hochbett eingenommen, unter dem sie einen Arbeitsplatz eingerichtet hat. Die Kleiderschränke lassen kaum Durchgang zum Fenster, in der Ecke stapelt sich Wäsche.
Der Raum unter dem Bett ist vollgestopft mit Sessel, Anrichte, Büroschrank, Nähmaschine, Nähkasten, Klamotten. In einer großen Plastikbox türmen sich Papiere, die seit mindestens fünf Jahren nicht sortiert worden sind, “obwohl darin ganz wichtige Sachen stecken”, wie Heike vermutet.
Übrig ist nur eben so viel Raum, wie der Drehsessel vor dem Rechner erfordert – ein winziges Cockpit, das in jedem Raumschiff komfortabler ausfallen dürfte. Hier bunkert Heike sich ein, dies ist der Zufluchtsort einer gepeinigten Kreatur, wenn sie mit Gleichgesinnten und Gleichbetroffenen chattet.
Es gibt kaum fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, wie man sich aus den Zwängen dieses Daseins befreien kann.
So viel aber ist sicher: Der Kampf gegen das Messie-Syndrom ist langwierig und schwierig. Und: Man muss das Übel an der Wurzel packen. Die Ursachen sind aber so vielfältig wie die Persönlichkeiten. Sind es Grundängste, Sozialängste oder Versagensängste?
Blockaden unbewusster Routinen? Entwicklungsstörungen, Bindungsstörungen, Zwangsstörungen oder die Nichtübereinstimmung von Selbstbild und Selbst? Ist eine Verantwortungsabwehr die Ursache? Oder gar Krankheiten wie das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADS?
Alltägliche Überwindungen
Für Gerd Teschke ist die Sache klar: Vor der eigentlichen Therapie müssen diese Störungen behandelt werden.
Und es reicht nicht aus, zu sagen: “Räum auf! Schmeiß den Müll weg!” Das sind nur Symptome. Grundprinzip ist die behutsame Zurückführung der Betroffenen in ein normales Leben, in dem sie wieder alltägliche Dinge verrichten können.
So gut wie alles hat Heike schon probiert: Psychotherapie, Selbsthilfegruppen, Medikamente, Zeit-Management, Stress, Reduzierung, Hilfesuche in Internet-Foren, sogar Auftritte vor TV Kameras.
Den Fernseher hat sie abgeschafft, weil die tägliche Dosis Ablenkung lähmendes Gift für sie war. Ihr grösster Glücksfall: Vor vier Jahren fand sie einen Mann, der behutsam mit ihr und ihrem Problem umgeht. Und dennoch bleibt es täglich ein harter Kampf gegen sich selbst.
Nach vielen Jahren hat sie das Schlimmste überwunden, doch aufhören wird die Therapie für sie nie: “Im Moment ist gerade wieder so eine Zeit, wo ich denke: Hoffentlich kriege ich alles in den Griff.
Denn es breitet sich aus wie ein Krebsgeschwür.
Wenn ich nicht extrem ordentlich bin und sofort alles wegräume, breitet es sich sofort aus, es kommt noch etwas dazu, und dann ist der Punkt erreicht, wo ich denke: Um Gottes willen, jetzt muss ich aufräumen.
Und dann kommt wieder der Teufelskreis, dass ich mich nicht rantraue und mich nicht überwinden kann.”
Weitere Information und Beratung finden Sie unter:
Dr. Renate Pastenaci Ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Reifträgerweg 9 Telefon 791 15 85
Dr. Gerd Teschke Facharzt für Neurologie-Psychotherapie Senftenberger Ring 3A
Telefon 415 70 14
Sozialpsychiatrische Dienste der Stadtbezirke,
Adressen und Telefonnummern im Internet
www.psychiatriewegweiser.info
Anonyme Messies e.V. Telefon 46 49 94 09
www.anonyme-messies-berlin.de
Messie Selbsthilfe
www.messie-selbsthilfe.de
Messie-Syndrom:
Begleiterscheinung unterschiedlicher psychischer Störungsbilder
Quelle: www.psychiater-im-netz.org
22.07.2020
Menschen, deren Leben durch das übermäßige Anhäufen von Dingen in ihren Wohnräumen mitbestimmt wird, werden auch als „Messies“ bezeichnet.
Das Messie-Verhalten kann eigenständig auftreten aber auch Begleitumstand unterschiedlicher psychiatrischer Krankheitsbilder sein.
Neben psychotischen Erkrankungen können Zwangsstörung, Suchterkrankungen, Depressionen, Demenzerkrankungen sowie Aufmerksamkeits-Defizit-Störungen ein Messie-Syndrom als Begleitsymptom haben.
„Angehörige und das Umfeld sollten Messies nicht als faul oder unmotiviert einschätzen und sich auch nicht von ihnen distanzieren.
Im Gegenteil, die Betroffenen brauchen Hilfe in Form von professioneller Unterstützung“ betont Dr. Sabine Köhler vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Verbandssitz in Krefeld.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Messies häufig an Schizophrenie oder Psychosen leiden. Betroffene haben eine veränderte Informationswahrnehmung und Informationsverarbeitung.
Sie sind mitunter von Wahnvorstellungen und damit einhergehenden Ängsten vereinnahmt und nutzen ihre überfrachtete Wohnung nicht selten dazu, um sich gegen die Umwelt und andere Menschen abzuschotten.
„Auch Veränderungen der Persönlichkeit können Teil des Krankheitsbildes sein und Betroffene dazu veranlassen, Dinge zu horten und an diesen festzuhalten.
Das Anhäufen von Gegenständen und Dingen entlastet von seelischen Problemen und ist mit Gefühlen von Sicherheit verbunden“, ergänzt die Psychiaterin.
Bei Zwangserkrankungen haben Betroffene Schwierigkeiten damit, sich von Gegenständen zu lösen, die emotional besetzt sind.
„Die Trennung von den Dingen wird als Verlust eines Teils der eigenen Identität erlebt und ist oft mit Angst besetzt“, schildert die Psychiaterin aus Jena. Zwanghafte Messies gehen oft sehr strukturiert und ordentlich beim Horten von Gegenständen vor, wobei die Dinge oft keinen objektiven Wert haben.
Ist das Messie-Verhalten Anteil einer Suchterkrankung, ist das Sammeln hingegen unstrukturiert und chaotisch und spiegelt ein Stück weit den Kontrollverlust wider, der bei Suchterkrankungen typischerweise auftritt.
Sind depressive, einsame Menschen vom Messie-Syndrom betroffen, wird das Verhalten oft als Ausgleich zur eigenen Gefühlsarmut und dem Mangel an sozialer Nähe eingesetzt.
„Dabei treten materiell greifbare Objekte an die Stelle des sozialen Miteinanders. Auch steigert das Zusammentragen von Dingen kurzfristig das Selbstwertgefühl, das bei depressiven Menschen krankheitsbedingt vermindert ist“, ergänzt Dr. Köhler.
Bei dementen Patienten steckt oft das unterschwellige Bedürfnis nach Festhalten und Sicherheit hinter dem Messie-Verhalten.
„Demenzkranke versuchen durch das Horten von Gegenständen sich ein Stück weit ihre Welt zu erhalten, um den krankheitsbedingten Verlust der eigenen Welt und Geschichte zu kompensieren“, so die Psychiaterin.
Eine Verwahrlosung im Alter kann jedoch auch Ausdruck altersbedingter Einschränkungen sein und der damit einhergehenden Unfähigkeit, einen gepflegten Lebensalltag aufrecht erhalten zu können.
Um ein Messie-Syndrom zu überwinden oder besser damit umgehen zu können, ist es erforderlich, die genauen Ursachen zu klären, um Betroffenen eine Verhaltensänderung zu ermöglichen.
Insbesondere, wenn Depressionen, Sucht, Zwang oder eine psychotische Erkrankung vorliegen, sollte unbedingt eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung bei einem Facharzt mit einfühlsamer Unterstützung wahrgenommen werden.
In Deutschland gibt es geschätzt zweieinhalb Millionen Menschen, die vom Messie-Syndrom betroffen sind. Es tritt in allen Bevölkerungsgruppen auf.
(äin-red)
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Die grosse Liebe zu Dingen
Vor 20 Jahren flimmerten Bilder über deutsche Privatsender aus total vermüllten Wohnungen. Ihre Bewohnenden wurden fälschlich als Messies bezeichnet. Heute sind wir mindestens um kleine Welten weiter.
Johannes von Arx
Das «echte» Messie-Syndrom wurde in den vergangenen Jahren erforscht – und wird es noch immer: In über zwei Dutzend Büchern wissenschaftlich, literarisch und in Form von Ratgebern wird das Syndrom vertieft behandelt. In den Medien kamen Betroffene zu Wort, Fachpersonen erklärten, dass das Horten von Gegenständen aller Art – nicht selten ganze Wohnungen füllend – reale Gründe, psychische Fehlentwicklungen zur Ursache hat. Und dass das mehr oder minder auch dazu gehörende Chaos nichts mit Faulheit zum Aufräumen zu tun hat.
Psychologinnen wie Psychiater bieten Therapien an, Institutionen praktische Hilfen. Eine dieser Anlaufstellen ist LessMess, ein seit 2005 existierendes Netzwerk für Messies, Angehörige und Fachpersonen. Der Verein informiert und steht Ratsuchenden zur Seite. Die Vorgeschichte des Netzwerks beginnt 2001.
Damals hat Heinz Lippuner von der Selbsthilfe Zürich (damals Offene Tür) die erste Selbsthilfegruppe für Messies gegründet. Darüber berichtete auch «Quer», die damalige freitagabendliche Sendung zu sozialen Fragen vom Schweizer Fernsehen (siehe Box unten). Die Reaktionen waren gewaltig: Weitere grosse Medien nahmen das noch völlig neue Thema auf. In der Folge entstanden zahlreiche weitere Selbsthilfegruppen. 20 Jahre «Messiebewegung» in der Schweiz waren denn auch der Anlass, wieder einmal eine Tagung aufzugleisen. Zum zweiten Mal suchte LessMess die Kooperation mit der Schweizerischen Gesellschaft für Zwangsstörungen SGZ.
Die sagte ohne Federlesen zu, und so ging vor Kurzem die Tagung über die Bühne. Die «Bühne» lag coronabedingt sozusagen in der «Wolke», die Vorträge kamen also über die Monitore. In die seelischen Tiefen blicken Eine Gemeinsamkeit zwischen Zwangsstörungen wie Kontroll-, Waschzwang oder Zwangsgedanken und Messieverhalten ist denn auch die Zwanghaftigkeit des Sammelns.
Unter diesem Aspekt steht das kürzlich erschienene Fachbuch von Nassim Agdari-Moghadam «Pathologisches Horten – Praxisleitfaden zur interdisziplinären Behandlung des MessieSyndroms». Die Wiener Psychoanalytikerin war denn auch eine der Referierenden an der Tagung. Mit Worten wie «Symptome oder Beschwerden zeigen auf – das Dahinterliegende will verstanden werden… Es geht nicht um Schuld und Beschuldigungen», entlastet sie Betroffene von der Scham. Und zwischen diesen und ihren Angehörigen räumt die Referentin unnötige zwischenmenschliche Hemmnisse aus dem Weg.
Auf einen wichtigen Aspekt bei Zwangspatienten wies Susanne Walitza, Professorin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, hin: «Je schneller die Erkennung und Behandlung, desto besser der Erfolg.» In abgewandelter Form gilt das auch für Messies. Zu viele von ihnen schämen sich noch immer, zögern, weswegen ihnen alles über den Kopf wächst. LessMess ruft ihnen zu: Überwindet eure Hemmungen, reagiert, meldet euch, holt Hilfe – wo und wie immer auch! Und wichtig zu wissen der Unterschied zum Vermüllungs-Syndrom: Menschen, die in einer zugemüllten Wohnung leben, kümmern sich um fast nichts mehr, sind meistens schwer suchtkrank, schizophren, dement.
Messies dagegen haben noch 1001 Ideen, was sie alles mit ihren Dingen anfangen könnten. Ebenso viele verzweifelte Versuche mit Ordnungssystemen scheitern immer wieder. Die unheilvolle Lust auf Brocki Das Messie-Syndrom ist viel weiter verbreitet als gedacht, mehrere Studien weisen einen Prozentsatz von bis zu fünf Prozent an Betroffenen aus. Das bedeutet, dass auch in der Region Schaffhausen zahlreiche Messies leben.
Eine von ihnen ist Thea, wie wir sie hier nennen, die gleich verrät, dass auch einer ihrer Brüder der Sammelleidenschaft erliegt. Sehr belastend aber war einer ihrer Lehrer: «Er war ein brutaler Militärmensch, schlug Buben, sodass ich die Sommerlager schlimm erlebte. Ich litt unter Jugenddepression, unternahm mehr als einen Suizidversuch.»
Als sie mit 20 wieder einmal bei der Jugendbehörde war, hätten zwei dicke Bundesordner auf dem Pult gelegen. Gab es einen Auslöser fürs Horten? «Mit elf hatte ich sehr starke Perioden, und unter dem grossen psychischen Druck habe ich mein ganzes Taschengeld für Tampons ausgegeben.» Zu den Geburtstagen erhielt sie immer wieder Puppen geschenkt, später kamen wahllos weitere Sachen dazu. Die 56-Jährige wohnte lange zu Hause, wo ihr schliesslich drei Zimmer zur Verfügung standen, um die gesammelten Haushaltsgegenstände, Musikkassetten, Bilder und so weiter einzulagern.
Auf den Vorwurf des Bruders, es stinke, «habe ich mich herausgeschwätzt», blickt Thea zurück. Ein Lichtblick dagegen war ihr Vater, zu dem sie eine gute Beziehung hatte und ihn gemeinsam mit weiteren Angehörigen bis zum Lebensende pflegte. Es begibt sich, dass eines Tags die Anfrage von einem Brockenhaus in Schaffhausen hereinkommt, ob sie auch mal hinter dem Ladentisch wirken könne. Klar.
So verkauft sie drei Sommer lang alles Mögliche. Dann weicht der Laden einer Überbauung, so gibt es wieder einmal Zuwachs aus der Liquidationsmasse in ihre mittlerweile eigene Wohnung. Die dann für eine Weile selbst zum Brocki mutiert. Einen Beruf hat die Frau, deren treuer Begleiter ein Hund ist, nie erlernt, war mal in den Jugendjahren Pferdepflegerin, arbeitete dann in der Maschinenindustrie, und als diese in die Krise kam, machte sie sich selbständig zur Putzkraft in einem Bürohochhaus.
Zur Familiengründung kam es nie. Beziehungen gingen wiederholt in die Brüche. Erfüllung gaben ihr Porzellanmalen und Parfüms-Zusammenmixen. Im Unterschied zu vielen anderen Messies, die ihre Problematik verdrängen, sich an die Vorstellung klammern, sobald sie dann wieder etwas mehr Energie hätten, zu räumen, verfügt Thea über eine klare Einsicht, dass ihr die Dinge letztendlich nur eine scheinbare Sicherheit geben, dass das Loslassen ihr buchstäblich seelische Schmerzen bereiten. Deshalb hat sie sich auch mehreren Therapien unterzogen. Diese seien aber nie sehr in die Tiefe gegangen. «Dafür kam mein Therapeut einmal vorbei, und wir haben sozusagen als Initialzündung den Kühlschrank ausgeräumt und gereinigt.»
Heute steht ihr jemand von der psychiatrischen Spitex zur Seite. Gemeinsam sortieren sie Schritt um Schritt, «aber mit dem Entsorgen tue ich mich noch immer schwer». Eben jetzt hätte sie die Aufgabe bekommen, den Küchentisch freizuräumen. Doch mit dem Sammeln hat es noch kein Ende: «Eben habe ich bei Ricardo ein Gummiboot erstanden, und weil es obligatorisch ist, muss ich nun auch noch die Rettungsweste kaufen.»
Was Thea zu denken gibt, ist eine Bemerkung ihres Bruders: «Es gilt herauszufinden, was für dich eine echte Bedeutung hat.» Bis das richtig wirkt zum Loslassenkönnen dürfte es noch eine Weile dauern: «Das muss noch wachsen in mir.»
Interesse an vielem, die eine Zeitung ist noch nicht fertig gelesen, kommt schon die nächste. Und die alte will doch noch gelesen werden. BILD ZVG
Unser Autor über sich selbst
Isoliert in meiner eigenen Welt aufgewachsen, begann ich mit Radiobasteln, sammelte alles verfügbare Material. Im Lauf der Jahrzehnte kam viel Weiteres dazu, speziell – auch berufsbedingt – Dokumente, Papier. Als ich vor bald vier Jahren aus Zürich nach Etzwilen umzog, bildeten die aufgestapelten Bündel eine währschafte Mauer.
Insgesamt – gewogen – eine Tonne, ganz zu schweigen von Unmengen an Gestellen, Elektrogeräten und so weiter. Mit dem Sammeln habe ich längst aufgehört, Ordnung zu halten bleibt mein Problem.
Den Entscheid, mich im «Quer» vor 20 Jahren zu outen, habe ich mir nicht leicht gemacht, aber er fiel auch im Wissen, dass in einem derart sensiblen Thema jemand diesen ersten Schritt tun muss, der Erfahrung im Umgang mit Medien hat.
In der Folge engagierte ich mich, fand einen Partner, der die erste schweizerische Messie-Webseite aufbauen half, suchte Menschen – explizit auch Nichtbetroffene –, welche gemeinsam LessMess gründeten. Und ich schreibe auch mit 77 weiterhin mit Leidenschaft. (jva)
MESSIE-SYNDROM
Der Sammler
Die Geschichte eines Messies
Als Kind war er einsam und es fehlte ihm am Nötigsten. Der Nährboden für sein überbordendes Horten und seine Desorganisation.
JOHANNES VON ARX
Es ist die erste ganz klare Erinnerung: Der knapp Dreijährige steht in der Veranda eines Zweifamilienhauses am Rande des Uhrenmacherdorfs. Da stellt sich seine um vier Jahre ältere Schwester vor ihn und verkündet stolz: «Morgen gehe ich zur Schule.» Blitzartig fährt es dem Bengel durch den Kopf: «Jetzt bin ich ganz allein.» Ein unauslöschliches Schlüsselerlebnis. Vielleicht zehn Jahre später hat der Bub einen Traum – ebenfalls über Jahrzehnte im Gedächtnis fest verankert: Auf seinen Tisch, auf dem er aus den Elementen des Stokys-Metallbaukastens immer wieder neue Kräne, Fahrzeuge, Maschinen aufbaut, regnet es unvermittelt Zahnrädchen wie von Geisterhand à discrétion herunter.
Johannes, so heisst der Bub, ist überglücklich, denn so wird seine tiefe, unausgesprochene Sehnsucht gestillt, mehr Material zum Basteln zu haben als im sehr begrenzten Sortiment seines Baukastens vorhanden – wenigstens im Traum. Nochmals ein paar Jahre später erhält Johannes, der Schreibende also, von seinem Götti das «Elektrotechnische Experimentierbuch», einer der raren Impulse aus seinem Umfeld, der hilft, das Vakuum des Wissens etwas aufzufüllen. Dank diesem Buch eignet er sich autodidaktisch die Grundlagen der Elektro- und Radiotechnik an.
Er ergattert beim Radiohändler alte Apparate, nimmt sie auseinander, lötet Widerstände, Kondensatoren, selbst gewickelte Spulen, Dioden, Röhren oder Lautsprecher neu zusammen, bis nach unzähligen Versuchen aus dem monotonen Rauschen endlich die ersten Musikfetzen durchdringen. Eine überwältigende Erfahrung. Wenigstens jetzt, mit 16, findet er Schulkollegen, welche seine Leidenschaft teilen. Daraus erwächst seine lebenslang anhaltende Faszination fürs Radio.
Urvertrauen fehlte
Drei Stationen in einer Biografie, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Sie tun es aber doch: Das tiefe Gefühl der Einsamkeit stellt sich ein, weil Johannes auf Grund einer verzwackten Familiensituation auf Zuwendung, Körperkontakt und die Vermittlung eines Sicherheitsgefühls verzichten muss, also auf all das, was für die Bildung eines gesunden Selbstvertrauens, von Selbstsicherheit, zum Ja- und zum Nein-sagen-Können absolut unerlässlich ist.
Fehlt dieses Urvertrauen und – damit sind wir schon bei den Stokys-Zahnrädern – kommt ein Mangel an Gütern dazu, wie er in der Nachkriegszeit nicht selten war, muss die Ersatzbefriedigung im Traum gefunden werden. Und den Gegenständen wird ein Wert und Nutzen weit über dem realen beigemessen.
Johannes entwickelt einen überbordenden Hang zum Sammeln.
Er hütet Verwertbares wie seinen Augapfel.
Fehlt noch die dritte Station, die Faszination fürs Radio. Da konzentriert sich ein Junge in familiär verordneter, nahezu totaler Isolation ganz auf das Einzige, was für ihn das Leben lebenswert macht: Radiobasteln.
Er hortet alles, was ihm irgendwann oder irgendwie dienen könnte, er hütet alles Verwertbare wie seinen Augapfel.
Das zwanghafte Festhalten an Gegenständen geht nahtlos ins Erwachsenenalter über.
Innerliche Zerrissenheit
Jede und jeder Messie hat ihre beziehungsweise seine eigene Geschichte. Aber ich bin mir sicher, dass sie alle schwierige und traumatische Entwicklungsgeschichten im Kleinkindesalter hinter sich haben – nicht selten auch sexuellen Missbrauch.
Oder sie wurden als Erwachsene mit einem Todesfall, einer Trennung oder mit einer Kündigung nicht fertig. Horten – das ist bloss eine der Ingredienzien des Messie-Syndroms. Mindestens so gravierend ist die Desorganisation.
Wären all die gesammelten Dinge auch nur halbwegs geordnet, platzsparend gestapelt, dann wäre alles halb so schlimm. Unvergesslich für mich die Aussage einer Berufskollegin: «Es braucht einen Tisch, einen Bleistift und einen Schreibblock – und damit richte ich ein Chaos an!» Auch bei mir ist heute das grösste Problem die Desorganisation. Diese wiederum ist bei fast allen Messies verknüpft mit Erledigungsblockaden, ADHS, Erstarrung, Aspergersyndrom,
Depressionen und Perfektionismus.
Wenn ich Reisen organisiere, wie etwa die im Jahr 1999 für mehr als hundert Leute zur Sonnenfinsternis nach Deutschland, liegt der Perfektionsgrad stets nur einen Hauch unter der 100-Prozent-Grenze.
Das ist nicht untypisch für Messies: In der Öffentlichkeit üben sie oft anspruchsvolle Berufe aus, im privaten Bereich aber versagen sie bei den elementarsten Aufgaben. Das ist ein gewaltiges Spannungsfeld, das viele Messies innerlich zerreisst: Sie sehnen sich nach einem für sie selbst stimmigen Ordnungssystem, strengen sich an, hoffen, machen Vorsätze – und scheitern fast immer kläglich.
Nach dem deutschen Psychoanalytiker Rainer Rehberger ist das Messie-Syndrom letztlich eine Bewältigungsstrategie, ja gar Überlebensstrategie, um mit grossen, lange andauernden Notsituationen im frühen Kindesalter umzugehen. Damit sind wir bei der Frage aller Messie-Fragen angekommen: Was tun, wie helfen? Niederschwellig sind Selbsthilfegruppen, welche einen geschützten Rahmen bieten, um ohne Scham das Herz auszuschütten. Coaching kann helfen, administrativen Defiziten wie vernachlässigten Briefkästen oder amtlichen Pflichten nachzukommen und die Wohnverhältnisse zu sanieren.
Doch weil das Messie-Syndrom auf tiefgreifende Entwicklungsstörungen zurückgeht, kann letztlich nur Psychotherapie nachhaltig wirken. Das Syndrom darf aber nicht bloss vom Problematischen her betrachtet werden: Was ist dagegen einzuwenden, wenn ich Verpackungsmaterial aufbewahre, um es beim nächsten Einkauf zu brauchen, wenn ich Batterien wiederauflade, um die Umwelt zu schonen? Natürlich nichts, solange man es massvoll betreibt.
Welche Bilanz ziehe ich persönlich über meine mehr als 20-jährige «Therapiekarriere»? Psychisch geht es mir sehr viel besser als zuvor: Ich konnte meine erste tragfähige Beziehung aufbauen, bin beruflich «hyperaktiv» und erfolgreich, engagiere mich gesellschaftlich mit beachtenswerten Resultaten. Meine Probleme sind heute als 71-Jähriger die Unmengen an Papier, Zeitungen, Literatur, Dokumentationen und, eben, die Desorganisation. Aber bezüglich Sammeln habe ich mich längst selbst therapiert: Es kommt nichts mehr herein, das ich nicht realistischerweise innerhalb eines Jahres wirklich brauchen kann und welches das bestehende Chaos bloss vergrössern würde. Das ist die mir selbst verordnete Doktrin, an die ich mich strikt halte.
DER AUTOR
Johannes von Arx arbeitet als freier Fachjournalist in den Bereichen Bahntechnik und Musik. Die erworbenen Berufe Chemielaborant, Elektroingenieur und Masseur hat er nicht oder nur kurz ausgeübt. Auch Kurse in Kunst- und Psychotherapie brach er ab. Von Arx ist Vorstandsmitglied des Verbands LessMess, den er initiiert hat.
KONTAKT
johannesva@sunrise.ch www.lessmess.ch
Wenn Gegenstände soziale Kontrolle ersetzen
Messie-Syndrom
25.08.20 (ams).
Zu faul zum Aufräumen? Nein, beim Messie-Syndrom handelt es sich um die Auswirkungen einer psychischen Störung, die Fachleute auch zwanghaftes Horten nennen.
Aber nicht jeder, der unordentlich ist, ist ein "Messie".
Ab wann ist Unordnung in der Wohnung nicht mehr normal?
Warum sind die angehäuften Sachen so wichtig für die Betroffenen? Und was kann helfen?
Das erklärt Birgit Lesch, Diplom-Psychologin von der AOK.
Gelesene Zeitungen, Bücher, alte Kalender, Bastelsachen, Schuhe, Kleidung, Kisten mit Fotos - in den Zimmern sogenannter Messies (von engl. "mess" = Durcheinander, Unordnung) türmen sich die verschiedensten Dinge. Manche Wohnungen sind so vollgestellt, dass sich die Betroffenen nur noch in schmalen Durchgängen darin bewegen können. "Messies sind nicht zu faul, um aufzuräumen", betont Psychologin Lesch. "Sondern aus tieferliegenden psychischen Gründen fällt es ihnen extrem schwer, sich von Gegenständen zu trennen." Die sie umgebenden Dinge haben einen hohen emotionalen Wert für die Betroffenen: Sie geben Halt und Geborgenheit und das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben zu behalten.
Deshalb ist es auch wenig hilfreich, wenn andere die Wohnung aufräumen oder säubern. "Das kann panische Ängste auslösen", so die Psychologin weiter. "Für manche fühlt es sich so an, als würde ihr Leben weggeworfen."
Es kann jeden treffenDas Messie-Syndrom ist gar nicht so selten: Schätzungsweise jeder 20. Mensch in Deutschland ist davon betroffen. Die Störung kommt zudem in allen sozialen Schichten vor: Nicht nur der Sozialleistungsempfänger, auch die Konzernchefin kann betroffen sein. Nur eine Minderheit lebt – entgegen einem gängigen Vorurteil - zwischen Essensresten, Schmutz und Müll. Meistens sieht man Messies nicht an, welches Chaos bei ihnen zu Hause herrscht.
Nach außen hin können sie gut funktionieren und im Beruf erfolgreich sein. Paradoxerweise haben sie einen Hang zum Perfektionismus, der sie allerdings regelrecht erdrückt, wenn es um die Ordnung in den eigenen vier Wänden geht.
Welche Menschen vom Messie-Syndrom betroffen sein können
Was Betroffenen helfen kann
Gewisse Unordnung ist normalEine gewisse Unordnung ist normal, kann sogar lebendig machen und Kreativität fördern. Und Objekte zu sammeln, gehört zu den menschlichen Bedürfnissen. Ab wann also beginnt die Unordnung krankhaft zu werden? "Der Übergang ist fließend", sagt die Psychologin und führt ein Beispiel an:
Ein Liebhaber von Technik sammelt Motoren und Maschinen, bringt alle möglichen Geräte von seinen Weltreisen mit. "Wenn die Sammelleidenschaft dahin führt, dass sich der Betroffene des Durcheinanders schämt und niemanden mehr zu sich nach Hause einlädt, dann ist die Grenze überschritten."
Wann ist man ein Messie?
- Ein übermächtiges Bedürfnis, die Gegenstände aufzuheben.
- Massive Anspannung bis hin zur Panik, wenn Gegenstände weggeworfen werden sollen.
- Soziale Schwierigkeiten bis hin zur Isolation. Hobbys und Interessen werden aufgegeben.
- Die Symptome können nicht besser durch andere psychische Erkrankungen erklärt werden.
Im amerikanischen Klassifikationssystem der Erkrankungen gibt es inzwischen auch eine eigenständige Diagnose unter dem Begriff "Pathologisches Horten" - wenn auch Überlappungen beispielsweise mit einer Depression, Sucht- oder Zwangserkrankung oder auch einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nicht selten sind. Ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen beziehungsweise -therapeuten prüfen in der Regel, ob die Symptome mit einer anderen psychischen Erkrankung erklärt werden können oder nicht.
Doch erforscht ist das Krankheitsbild noch wenig. Offensichtlich spiegelt das äußere Chaos das innere Chaos wider. "Das Ansammeln von Gegenständen ist als Versuch zu werten, unerträgliche Gefühle zu unterdrücken", erklärt AOK-Expertin Lesch. "Ungelöste innere Konflikte sollen durch das unkontrollierte Sammeln bewältigt werden." Häufig haben die Betroffenen schon in der Kindheit einschneidende Trennungen erlebt.
"Mit dem Wegwerfen der Gegenstände kommen tiefe Verlustgefühle wieder hoch", erklärt die Psychologin. Viele Betroffene haben Probleme mit ihrem Selbstwert, sie fühlen sich wertlos. Zudem fällt auf, dass sich die Betroffenen häufig nur schwer konzentrieren können - beispielsweise aufs Aufräumen - und eine große Angst vor falschen Entscheidungen haben.
Verschüttete Gefühle und Konflikte bearbeiten
Eine Psychotherapie kann einerseits pragmatische und einfühlsame Hilfe dabei geben, wie die Betroffenen das Chaos lichten können. Andererseits können "Messies" und "Horter" mit psychotherapeutischer Unterstützung tieferliegende Ursachen angehen. Möglicherweise kann auch ein/e Soziotherapeut/in oder eine psychiatrische Pflegekraft zu Hause Unterstützung bieten.
Die Betroffenen lernen, besser zu entscheiden, was weg kann und was nicht. Ist erst einmal eine Kiste aussortiert, kann diese positive Erfahrung dazu ermuntern, weiterzumachen. Oft schwächen sich die unangenehmen Gefühle beim Wegwerfen mit zunehmender Übung ab.
Die Betroffenen können zudem trainieren, ihre Aufmerksamkeit zu steigern, die fürs Ordnen und Sortieren notwendig ist. Wichtig ist es auch, sich selbstschädigende Gedanken - wie etwa: "Ich bin nichts wert.", "Ich muss perfekt sein." - bewusst zu machen. Auch verschüttete Gefühle und Konflikte können bearbeitet werden.
Eine Selbsthilfegruppe macht es möglich, die Probleme mit anderen Betroffenen zu besprechen. Letztlich können sie die Erfahrung machen, dass sie mehr sind als ein "Messie" - nämlich ein vielseitiger Mensch mit vielen positiven und negativen Seiten.
Weitere Informationen:
Psychotherapie-Informationsdienst (PID)
Unterstützung und Selbsthilfegruppen:
"WEG" aus dem Chaos!
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